Intercultural Diaries 1 - Interkulturelle Tagebücher 1:
Fremdbilder und wahrgenommene Fremdbilder

Images of the others and percieved images of the others

Ausschnitte aus Interkulturellen Tagebüchern
von Austauschstudentenn des Netzwerks A-30

ÖsterreicherInnen über die Slowakei

1. . Beobachtungen zum Sprachverhalten und zur Hilfsbereitschaft
von SlowakInnen aus österreichischer Sicht

Ab und zu komme ich dazu, mit ein paar Studentinnen auf ein Bier zu gehen (leider zu selten, da im Mai und Juni die Prüfungen stattfinden und die Studentinnen doch lernen müssen). So waren wir doch mal eine Runde von 5 Slowaken und 2 Österreicherinnen (die Wiener Praktikantin und ich). Wir konnten jedoch kein Slowakisch. Einige der Slowaken können nur ganz wenig Deutsch. Und so haben jene, die recht gut Deutsch können, immer Erklärungen oder Übersetzungen abgegeben, so daß wir niemals ohne Verständnis dasaßen.

Diese Hilfsbereitschaft und Toleranz findet man vielleicht in Österreich gar nicht so stark ausgeprägt. Denn wie oft passiert es uns in einer Runde, das wir in Dialekt bzw. Umgangssprache sprechen die die Ausländer in der Runde nicht verstehen. Diese Hilfsbereitschaft ermöglicht (ERLEICHTERT?) den Alltag, auch wenn man die Landessprache nicht spricht. Ich spüre auch keine Aggressionen oder Feindlichkeit, es ist eben nur "unverständlich" und mühselig, wenn man alles mit Hilfe von Gesten erklären soll.
Ich überlege mir immer wieder, wie weit Österreicher auf solche Sprachschwierigkeiten reagieren und weiterhelfen? Oder gibt es Unterschiede, je nachdem, woher der "Fremde" kommt oder welche Sprache er spricht?

Eine weitere Eigenschaft, die der Portier schon am ersten Tag zeigt, läßt sich später auch bei anderen Slowaken erkennen. Auch wenn sie bemerken, daß ich kein Slowakisch kann, sprechen sie mit mir auf Slowakisch. Die Kommunikationsbereitschaft ist anscheinend so groß, daß sie einfach reden, sogar sehr langsam und deutlich - aber trotzdem unverständlich für mich. Auch andere Praktikanten erzählen mir von dieser Erfahrung.

2. Die Kleidung und ihr Stellwenwert

Besonders auffallend finde ich die Kleidung der Studentinnen. Die meisten Mädchen sind klassisch angezogen, selten sieht man eine Studentin mit Jeans. Die meisten tragen Kostüme, Anzüge oder elegante Hosen etc. In einer Stunde erfahre ich, daß der Durchschnittslohn der Slowaken so an sie 8.000-10.000 Schilling beträgt. Wenn ich aber die Kleidung in den Auslagen betrachte, so fällt mir auf, daß die sehr teurer für einen Slowaken sind. So kostet doch ein Kostüm zwischen 2.000 und 4.500 Schilling, das ist schon fast die Hälfte des Lohns.
Ich weiß nicht, wo die Mädchen ihre Kleidung kaufen und wie sie sie finanzieren. Noch hatte ich nicht die Chance, danach zu fragen.

3. Probleme und Mißverständnisse beim Einkaufen

In Geschäften kann es doch passieren, daß man nicht so freundlich bedient wird. So ging ich - noch ganz am Beginn des Praktikums - in ein Geschäft ohne einen Einkaufskorb zu nehmen - vor allem, da ich keinen fand. Ich sah mich ein wenig um, da ich nicht wußte, was ich kaufen werde, und spazierte durch das Geschäft. Da fiel mir auf, daß eine (ältere) Verkäuferin mir folgte - sowohl mit ihren Blicken als auch mit ihrer Präsenz. Dabei war es ein kleines Geschäft, so daß man eh alles überblicken konnte. Ich bemerkte, wie die Verkäuferin mit einem jungen Kollegen sprach, es war klar, daß ich das Thema des Gesprächs war, da beide zu mir blickten und nun auch der junge Verkäufer mich verfolgte.

Daraufhin verließ ich das Geschäft, mit dem Gefühl "ich hätte etwas verbotenes getan". Das schlimme daran ist, das hier die "Sprache" als Hindernis auftritt. Das war ja im Endeffekt ein Mißverständnis - denn die Wiener Praktikantin erzählte von einem ähnlichem Erlebnis: sie mußte sich eine "Schimpftirade" anhören, da sie ohne Einkaufswagen bzw. - korb in ein Geschäft ging. Hier ist es Pflicht, einen solchen mitzunehmen, auch wenn man nur ein Stück einkauft. 
Es ist dies ein Rest aus der sozialistischen Zeit, in der versucht wurde Hamstereinkäufe zu vermeiden
. Deswegen haben viele Geschäfte wenige Einkaufswagen um zu verhindern, daß zu viele Käufer im Laden sind. Der Käufer muß sich sozusagen um einen Einkaufswagen anstellen. Und genau das schien auch das Problem bei meinem Einkauf gewesen zu sein. Hätte ich Slowakisch gesprochen, bzw. die Verkäufer Deutsch oder Englisch, wäre die Situation schnell geklärt worden. So aber fühlte ich mich "schuldig" - ohne Grund.

4. Resümee - Was bleibt mir von diesem Aufenthalt?

Ich habe Menschen kennengelernt, die teils in einem sozialistischen System aufwuchsen, die Ausbildung machten, arbeiteten und den Umbruch (aktiv) erlebten, teils aber auch kaum mehr Erinnerungen an das "System vorher" hatten (d.h., die jungen Studenten und Studentinnen waren zum Zeitpunkt des Umbruchs zu jung, um sich zu erinnern).
Bei einigen Unterrichtsstunden wurde der Unterschied sichtbar: alles was vorher war, existiert in den Köpfen der Jungen nicht. So gibt es einige Dinge wie Umweltschutz erst seit der Wende - was von den älteren (Lehrerinnen) widerlegt werden kann. Viel zu sehr wird das "Alte" nur mit negativem verbunden - obwohl die eigene Geschichte immer ein Teil der eigenen Kultur bleiben wird (und muß).
Was mich auch immer wieder verwunderte, war das Schweigen über die Zeit vor dem Umbruch. Vier Wochen sind zu kurz, um mit den Slowaken auch dieses Thema zu besprechen.

E.SP. - Auf Austausch im  SS 1999


 

ÖsterreicherInnen reflektieren über das Leben in Ungarn

1. Über die Höflichkeit von Männern gegenüber Frauen

Was mir besonders auffiel, ist, daß ungarische Männer einer Frau immer den Vortritt lassen und ihr niemals eine Tür vor der Nase zuknallen würde, wie es viele Österreichische Zeitgenossen zu pflegen tun. Für die Ungarn ist dies glaube ich weniger ein VERHALTEN, sondern ein ganz normales, selbstverständliches Verhalten; denn als ich letzthin zu einem meiner Studenten, der sich aus meiner österreichischen Sicht wie ein echter Gentleman verhält, sagte : "Bei uns zuhause würde sich jede Frau sofort in dich verlieben, weil du so gute Manieren hast.", meinte er: "Aber ich bin ja gar nicht höflich! Das, was ich tue, ist doch ganz normal!"

2. Höflichkeit als "Hilfsbereitschaft" - und Nervensache

Die Höflichkeit und Hilfsbereitschaft der Ungarn geht mir persönlich manchmal auch auf die Nerven! Wenn ich wieder einmal durch die Gegend irre und irgendwas suche und ich dann einen Ungarn anspreche und ich zuerst frage ob er Deutsch spreche, antworten fast alle immer: "Ja, ein bißchen." Wenn ich dann aber meine Frage gestellt habe, stellt sich immer heraus, daß sie überhaupt kein Deutsch können. Sie können oder wollen dies dann aber nicht zugeben und versuchen dann - ungarisch zu sprechen, natürlich! - Sie versuchen einem zu helfen, wo mit sie mich eher zur Verzweiflung als zur Dankbarkeit treiben. Dasselbe trifft auch zu, wenn man sie nach einem Weg fragt und sie eigentlich keine Ahnung haben, wo dieser Ort oder Platz denn ist. Sie wollen unbedingt helfen, obwohl sie es nicht können, was mich ehrlich gesagt wirklich nervt.

3. Fremdsprachenkenntnisse als Schlüssel für das Leben in einem fremden Land

Ein weitere Grund, weshalb ich mich diese Woche deutlich wohler fühle als noch in der letzten, ist die Tatsache, daß ich mittlerweile wenigstens ein paar Wörter Ungarisch kann. Ich bin weit davon entfernt, einfache Dialoge auf Ungarisch zu führen, aber wenigstens kann ich "Hallo" und "Auf Wiedersehen" sagen und - und was für mih am wichtigsten ist - ich kann "bitte" und "danke" sagen. Dies trägt deshalb zu meinem Wohlbehagen bei, weil ich mir jetzt nicht mehr so unhöflich vorkomme, wenn ich ein Lokal betrete, einkaufen gehe oder mir jemand die Tür öffnet.

4. Nachdenklichkeit über die schwierigen Lebensverhältnisse der ungarischen StudentInnen

Diese Woche war für mich besonders interessant, da ich sehr viele Informationen über mein Gastland erhielt. Hauptsächlich bekam ich diese Informationen von meinem Studenten, mit denen ich ausgehend von Wirtschaftstexten, die wir lasen und besprachen, über die angesprochenen Verhältnisse und Situationen in Ungarn bzw. in Österreich dikutierte.
So erzählten mir die Studenten z.B., daß man sich in Ungarn an den Universitäten bewerben muß und eine Aufnahmeprüfung bestehen muß, bevor man aufgenommen werden kann. Wenn man dann einmal aufgenommen ist, kann man dann auch ein Stipendium beziehen. Dieses Stipedium und seine Höhe ist in Ungarn aber an ganz andere Bedingungen geknüpft als bei uns. In Ungarn richtet sich die Höhe des Stipendiums nämlich nach den Noten! Je besser die Noten, desto mehr Stipendium. Das heißt allerdings nicht, daß man bei einem ausgezeichneten Notendurchschnitt sehr viel Geld kriegen würde! Das Höchststipendium liegt in Ungarn bei ca. 8.000 bis 10.000 Forint (=ATS ~500, bis 600)! Wie man sich vorstellen kann, reicht dieses Geld nicht einmal in Ungarn aus, um überleben zu können! Die Studenten haben aber auch keine Möglichkeit, neben dem Studium zu arbeiten, weil keine Studenten Jobs angeboten werden. Die Studenten sind also auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen bzw. arbeiten viele während der Ferien.

Heike P. - Auf Austausch in Pécs im SS 1999

5. Gastfreundschaft

Immer wieder möchte ich es hier hinschreiben: Die Menschen sind hier unendlich gastfreundlich. Unglaublich.

6. Die Rolle von Schulwettbewerben

Überhaupt scheinen in Ungarn schulische und wissenschaftliche Wettbewerbe eine große Rolle zu spielen. Die Ergebnisse werden in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht und sind in der Bevölkderung bekannt. Sie beeinflußen die Entscheidung der Eltern und Schüler für eine gewisse Schule/Uni. Welch ein Unterschied zur österreichischen Situation!

Chr. E. -  Auf Austausch in Pécs im  Feber-März 1999


 

UngarInnen reflektieren über das Leben in Österreich

1. Erstaunen über das "Siezen" unter jungen ÖsterreicherInnen

Was mich immer wieder überrascht ist, daß sich hier die jungen Leute oft siezen. Ein Beispiel dafür: Ich war an einer Hochschulsommerkurs in Wien, wo die Burschen, die im Sekretariat arbeiteten, uns gesiezt haben, obwohl wir eindeutig gleichaltrig waren. So was empfindet man bei uns entweder als Beleidigung, Kälte, allzu große Distanz oder als Lächerlichkeit. Zuhause würde ich niemanden unter 30 siezen.

2. Die Begegnung mit Unhöflichkeiten

Am dritten Tag habe ich den ersten unfreundlichen Menschen in Österreich getroffen. Ich gebe zu, dass es einem Ausländer in Ungarn dies vielleicht früher passiert wäre. Bei einem Brüo haben wir uns über eine gewisse Gruppe informiert und die Frau, zu der wir geschickt wurden, ging einfach vorbei während sie geantwortet hatte. Die Antwort war höchstens ein Satz. Wenn jemand bei einer Frage nicht stehenbleibt, sollte er/sie mindestens um Verzeihung bitten und sagen, daß er/sie im Moment keine Zeit hat.

3. Staunen und Ärger über die Bürokratie

Etwas, was für mich in Österreich verblüffend ist, ist die Bürokratie. Dabei sind die Vorurteile der Ausländer wirklich absolut berechtigt. Hier kann man wirklich nichts ohne Papiere erledigen. Soweit ich das beurteilen kann, sind die Österreicher auch nicht so glücklich darüber.
In diesem Land ist alles viel komplizierter, als in Ungarn. Hier braucht man - egal was man erledigen will - eine Menge Papiere auszufüllen (von denen die meisten meiner Ansicht nach total überflüssig sind). Von einigen Papieren stellt es sich nach einigen Wochen heraus, daß sie auch brauchbar. Ich verstehe nicht, wieso man mit mehreren Papieren beweisen muß, wer man ist. Es reicht nicht auf die Papiere zu schreiben, wo man wohnt, sondern man muß es immer wieder mit weiteren Papieren beweisen.

4. Staunen über das Fehlen von Bürokratie

Es ist für mich auch unverständlich, daß man in einigen Büros alle möglichen Papiere zeigen muß, wenn man glaubwürdig erscheinen will, aber z.B. in der Bank muß man gar keine Ausweise zeigen.

5. Die Geschäftsöffnungszeiten und ein Mißverständnis
bei der Interpretation einer Erklärung dafür

Ein interessanter Fall für mich war das Folgende: An einem frühen Samstag Nachmittag wollte ich mich nach Geschäften erkundigen, die auch zu dieser Zeit geöffnet sind. (Meine Zimmerkameradin hatte unsere Schlüssel mitgenommen und so hatte ich keinen Zugang zur Küche).Der Portier reagierte auf meine Frage ziemlich überrascht und laut: Was denken Sie? Wir sind in einem katholischen Land.
Er wußte, daß ich aus Ungarn komme und eben deswegen wollte er mir diese Frage in dieser Weise klar machen.
Ich hätte sehr gerne was geantwortet, aber ich wollte nicht frech oder unhöflich sein. Ich hätte ihn sehr gerne aufgeklärt, daß Ungarn auch zum größten Teil katholisch ist und soviel ich weiß nur der Sonntag aus kirchlicher Sicht ein Ruhetag ist (wenn er kein Jude ist). Hier ist auch ein Punkt, was mich in Österreich irritiert. Dies lautet: Wir sind ein katholisches Land und darauf sind wir stolz. Ich glaube, daß solche Sprüche aus der Zeit der Monarchie stammen und total überholt sind. Als ich schon die Größe der Unikirche in Graz gesehen habe, war ich schockiert. Bei einer Messe für Studenten würde höchstens ein Fünftel der Leute in so eine kleine Kirche hineinpassen, obwohl bei uns die Kirche sich gerade von einer furchtbaren Zeit erholt.
Anmerkung des Koordinators: Die Antwort des Portiers war eher ein resigniertender Hinweis darauf, daß man in einem katholischen Land nicht am Samstag Nachmittag arbeitet. In keinem Fall war damit gemeint, daß man in Österreich auf den Umstand stolz ist, daß es ein katholisches Land ist - dieser Faktum ist in Österreich kein Gegenstand des Stolzes. In der Zwischenzeit wurden die Geschäftsöffnungzeiten geändert und man kann auch am Nachmittag einkaufen.

6. Spätere Erkenntnisse über die Rolle der Religion in Österrreich

Die Rolle der Religion: Es ist viel geringer, als ich früher gedacht habe. Ich hab das Gefühl, daß man hier sogar mit mehr Ironie Themen wie Glauben, Religion, Kirche etc. behandelt, als in Ungarn. (Es kann sein, daß diese Erscheinung nur für die junge Generation zutreffend ist).

7. Staunen über die Öffnungszeiten

Es ist für mich total verblüffend, daß ein Geschäft, wie Spar gegenüber des Studentenheims erst um 8 Uhr in der früh öffnet. Bei uns ist es für Geschäfte, in welchen Lebensmitteln zu kaufen sind, eine Schande, wenn man nicht um 6 Uhr oder um 6:30 Uhr aufmacht. Die Bibliotheken haben auch viel zu kleine Öffnungszeiten.

Zs. B. - Auf Austausch in Graz im WS 1998/1999

8. Kein Abweichen von der Tagesordung!

Die Österreicher haben eine Tagesordung und sie freuen sich nicht, wenn sie davon abweichen müssen. Ganz spontane Aktionen, wie z.B. "Gehen wir heute Abend ins Kino!" lehnen sie ab. Sie müssen mindestens 1-2 Tage vorher wissen, was sie machen werden. Ihre Tagesordnung ist ganz regelmäßig.
Die StudentInnen in Ungarn leben viel abwechslungsreicher und unregelmäßiger. Sie sind flexibler. Die Ursache dieses Unterschieds liegt darin, daß man in Österreich während des ganzen Semesters studiert. Sie studieren nicht so hektisch und vorübergehend wie wir: Die BWL-StudentInnen in Ungarn verbringen während des Semesters kaum Zeit mit dem Lernen. In der Prüfundszeit (zwischen Ende Novemebr und Ende Jänner) studieren wir auch tagsüber. Unsere Lebensordung ist nicht so determiniert, wir verschieben die Programme, wenn es nötig ist. Es kommt ganz oft vor, daß wir in den Prüfungstagen nur 4-5 Stunden schlafen. Die Österreicher aber "opfern" sich nicht, sondern studieren ruhig.

9. Das Problem mit der Zürückhaltung und den Kontakten

Ich habe bemerkt, daß sich die ÖsterreicherInnen zuerst oft recht zurückhaltend benehmen, abstand halten und die Gewohnheiten und das Verhalten der "Neuen" beobachten. Im Allgemeinen habe ich sie angesprochen und nach kurzer Zeit sind sie netter gewesen. Ihr zurückhaltendes Verhalten ist nicht die Folge der Abneigung gegen andere, sondern das ist normal in Österreich.

Is.. G. aus Pécs auf Austausch in Pécs im wS 1998/99



SlowakInnen reflektieren über das Leben in Österreich

1. Probleme bei der Kontaktaufnahme mit Österreicherinnen - Nähe und Distanz

Das Verhalten der Leute: Auch in diesem Bereich gibt es mehrere Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Am Anfang habe ich ein Problem gehabt und ich mußte mich darauf einstellen. Also wenn ich in einer Gruppe von Österreichern war hat niemand etwas zu mir gesagt oder mich etwas gefragt. Sie waren Bekannte und Freunde und sie haben sich zusammen unterhalten. Ich wußte nicht was ich machen soll. Und dann haben wir in der Vorlesung aus Multikulturelles Management der Ansatz von Deborah Tannen durchgenommen und erst dann habe ich es verstanden.

Ich denke und meine persönlichen Beobachtungen haben es auch bewiesen, das die Slowaken mehr inklusiv und die Österreicher mehr exklusiv sind. Also ich habe immer gewartet bis jemand mich fragen wird, aber dann nach der Kennenlernung von D. Tannen Ansatzes habe ich versucht in der Gruppe allein ins Gespräch zu kommen und ich war überrascht, wie es funktioniert hat. Die Leute haben mit mir gesprochen und dann auch etwas gefragt. Wenn bei uns jemand neu zur Gruppe kommt, wir fragen ihn viele Fragen, weil wir ihn besser kennenlernen wollen und wir fragen ihn ob er etwas braucht. Hier ist es anders. Und ich habe gelernt immer zu fragen wenn ich etwas nicht wußte und die Leute waren sehr nett zu mir und haben mir immer geholfen. Davon geht ich aus, daß Leute in der Slowakei näher zu einander sind, in Österreich haben die Leute mehr Abstand zueinander auch Freunde.

2. Staunen über die Einhaltung von Straßenverkehrsregeln

Auf der anderen Seite bewundere ich die Autofahrer und ihre Beziehung zu den Fußgängern. Bei uns müssen Fußgänger immer warten wenn er auf die andere Seite der Straße will sogar auch wenn er auf dem Übergang für Fußgänger ist (Zebrastreifen). Hier ist die Situation ganz anders. Ich z.B. habe immer am Rande der Straße gewartet bis das Auto vorbeifuhr und der Chauffeur hat gewartet bis über die Straße ging.

3. Überraschende Großzügigkeit im Gesundheitswesen

Die Österreicher, meiner Meinung nach, sind auch hilfsbereit. Zum Beispiel hab ich Zahnprobleme gehabt und ich habe eine Privatversicherung = also müßte ich die Arztbehandlungen bezahlen und die Rechnung an die Privatversicherung schicken und dann nach 2-3 Wochen bezahlt mir die Versicherung 80%. Ich bin zum Arzt gegangen und wollte den Arzt fragen wieviel eine solche Behandlung kostet. Sie haben die Röntgenaufnahme gemacht, mich 4 mal behandelt, und das alles um sonst.

4. Eine Schlußfolgerung am Ende des Aufenthalts

Das Verhalten der ÖsterreicherInnen ist sehr nahe zu unserem.
Zusammenfassung:
In Österreich: exklusiv orientiert, mehr Distanz
In der Slowakei: inklusiv, mehr Kontakt suchend, Nähe
Gleiche Eigenschaften sind: Nettigkeit und Hilfsbereitschaft.

P. H. - Auf Austausch in Graz  im SS 1999

 

 

ÖsterreicherInnen reflektieren über das Leben in Slowenien

1. Staunen über Alltäglichkeiten

Vielleicht sollte ich über so alltägliche Auffälligkeiten schreiben: Über die Schlüssel, die die Leute (auf der Uni) außen an ihren Türen stecken lassen, ohne Angst zu haben, daß sie von jemanden beklaut oder eingesperrt werden.
Oder über die Autos, die hier vor Fußgängerstreifen selten halt machen und vor denen mensch selbst auf Gehsteigen nicht sicher ist.
Und dann sind da die vielen Damen in Pelz oder die Frauen mit Füchsen um ihre Hälse, die sich in den Schwanz beißen. Erstaunlich!

2. Die Sache mit dem Trinkgeld

Eine äußerst komplexe Angelenheit. Anfangs wagten wir nicht, wie zuhause zu agieren, um etwaige Beleidigungen von wegen Almosen etc. zu vermeiden und so fragten wir in einem Café zwei Jugendliche, wie das hier so sei. Sie sagten, mensch zahle exakt, ohne Trinkgeld - wir hielten uns im Folgenden daran und beobachteten die KellnerInnen beim Zahlen genau.
Manche, die meisten sogar, schienen tatsächlich nichts Verwunderliches dabei zu finden. Selten meinten wir eine leichte Veränderung in Richtung kühle Distanz zu merken. Kurz: Die Lösung war unbefriedigend, wir waren weiterhin unsicher. Wir sahen in einem Slowenien-Führer nach und da stand, daß man 10% geben sollte. Wir fragten unsere Koordinatorin: Etwas aufrunden meinte sie, aber von StudentInnen erwarte das niemand. Wir begannen also Tringeld zu geben! Manche KellnerInne lächelten erfreut, andere dachten, wir hätten uns vertan - weil Ausländer - und gaben uns das Geld wieder zurück. Und immer wieder kam es vor, daß das Lächeln er KellnerInnen förmlich erstarb.
Eine seltsame Geschichte! Manchmal gaben wir dann Trinkgeld, manchmal nicht, manchmal trafen wir dabei die richtige Wahl, manchmal griffen wir daneben.

B. F. - Auf Austausch in Maribor im SS 1999